Offener Brief an das Onkel Otto, das
Veranstaltungszentrum Hafenklang, den Plattenladen Fischkopp und das Plenum der
Hafenstrasse
Seit mehreren Monaten läuft in Hamburg eine öffentliche Auseinandersetzung um den Vergewaltiger T. Sie ist der vorläufige Tiefpunkt eines über Jahre andauernden Prozesses von Einschüchterung, Bedrohung und körperlichen Angriffen durch T. und sein Umfeld gegen die Betroffene der Vergewaltigungen und einige ihrer FreundInnen.
Im Sommer diesen Jahres wurden die Vergewaltigungen und die aktuelle Situation der Betroffenen in der Erklärung „Zum aktuellen Umgang mit einem Vergewaltiger“ (vgl. Zeck Nr. 140) öffentlich gemacht. In diesem Zusammenhang haben verschiedene Gruppen der linksradikalen Szene Forderungen an T., an sein Umfeld und an Projekte und Strukturen der linken Subkultur in Hamburg gestellt, um die Betroffene und ihre FreundInnen dabei zu unterstützen, wieder eine Perspektive auf eine erträgliche Lebenssituation in dieser Stadt zu bekommen.
Seitdem sind Monate vergangen, an der Situation hat sich aber strukturell nichts verändert. Die Bedrohungen gehen weiter, die Vorwürfe werden geleugnet, die Betroffene und ihre UnterstützerInnen werden diffamiert. Dieser Zustand ist in jeder Form (für die Betroffenen persönlich, wie allgemein politisch) inakzeptabel und unerträglich.
Ihr seid als Projekte und Strukturen öffentliche Orte linker Subkultur in Hamburg. Ihr seid, ob Ihr das wollt oder nicht, Teil der Auseinandersetzung geworden, weil sich T. und sein Umfeld in Euren Räumen bewegen, dort arbeiten, feiern und ihren Alltag verbringen. Eure Räume werden dadurch auch zu Orten, von denen subjektiv die konkrete Bedrohung gegen die Betroffene, ihre FreundInnen und UnterstützerInnen mit ausgeht. Viele Menschen, die Teil Eurer jeweiligen Struktur sind und diese tragen, kennen T. Ihr steht nicht unbeteiligt abseits. In solchen Auseinandersetzungen gibt es keine neutrale Position. Ein Nichtverhalten bedeutet Billigung und damit Unterstützung der ausgeübten Gewalt, sowie patriarchaler Strukturen generell.
Wir erwarten deshalb von Euch, dass Ihr Euch in dieser Auseinandersetzung verhaltet und das auch öffentlich macht. Das bedeutet für uns vor allem, dass Ihr Euch zu den Forderungen an T. und an sein Umfeld erklärt. Das bedeutet, dass wir wissen wollen, wie Euer Beitrag aussehen soll, um die Lebenssitutation für die Betroffene und ihre FreundInnen wieder erträglich zu machen.
In der Erklärung „Zum aktuellen Umgang mit einem Vergewaltiger“ sind verschiedene Punkte benannt worden, die Euch unmittelbar betreffen:
· die klare Distanzierung von T. und von sich an den Bedrohungen beteiligenden Personen
· der Ausschluss von T. aus subkulturellen Strukturen in Hamburg
Wir kennen von Euch dazu bisher keine Stellungnahmen. Wir wissen auch nicht, ob Ihr andere Versuche gemacht habt, um T. und seinem Umfeld klarzumachen, dass sie sofort aufhören müssen, zu bedrohen und zu verleumden und dass ihre Praxis alltäglicher sexistischer Gewalt nicht hinzunehmen ist.
Wir wissen nicht, ob Ihr gerade intern über den richtigen Weg oder die falsche Form im Umgang mit Vergewaltigungen diskutiert, ob Ihr informell schon das Gespräch mit den UnterstützerInnen der Betroffenen sucht oder ob Euch das alles nicht interessiert. Wir erwarten von Euch eine Antwort auf diesen Brief in den nächsten 6 Wochen.
Hamburg, Dezember 2007
gruppe commode
(Uns ist bekannt, dass es auf dem Hafenplenum Diskussionen zu der Situation gegeben hat, und dass es bis-her nicht möglich war, dort zu einer gemeinsamen Positionierung zu gelangen. Trotzdem erwarten wir auch von Euch eine Stellungnahme, auch vor dem Hintergrund, dass sich das Otto in Euren Häusern befindet.)
Wir haben diesen Brief den AdressatInnen in der 1. Januarwoche zukommen lassen.
Er wird veröffentlicht in der Zeck, der Interim und als Flugblatt.
Kontakt: mail@gruppe-commode.org